Lebensbox / Abschiedsknigge
Hilfe und Informationen beim Abschied nehmen. Informationen zum Thema: Wie geht sterben..?
Neumünster, den 22.5.19 - Den sterbenden Menschen - und seine Wünsche in den Mittelpunkt rücken, den Austausch suchen und selbstbestimmt den Abschied gestalten – so lässt sich das Ziel vom Verein Gyn. Krebserkrankungen Deutschland e.V. und dem Palliativnetz der Diakonie Altholstein mit dem erstmalig im Herbst stattfindenden Workshop „Wie geht sterben?“ © beschreiben.
Ein wichtiger Bestandteil dabei ist ein informativer Abschiedsknigge © und die selbst zu gestaltende Lebens-und Informationsbox. Letztere fand nun Anklang im Unterricht der angehenden Pflegeassistenten und –assistentinnen in der Elly-Heuss-Knapp-Schule und so wurde dort am 21.5. fleißig gebastelt und über das Thema Sterben und Tod gesprochen.
„Wer sich selbst mit dem Thema auseinandersetzt, kann Sterbende empathischer begleiten und lange stabil seinen Beruf ausüben“, sagt Katharina Wittkugel-Firrincieli, Lehrerin der 17b in der Berufsfachschule Sozialwesen.
Und so entstand beim Basteln und später in gemeinsamer Runde mit Katharina Kuhlmann-Becker, Fachbereichsleitung Palliativversorgung bei der Diakonie Altholstein und Andrea Krull, Initiatorin und Vorsitzende und Gründerin des Vereins Gyn. Krebserkrankungen Deutschland e.V., ein sehr persönlicher Austausch.
Dafür sorgten auch die Erzählungen und Erfahrungen der Expertinnen, aber ganz besonders auch die Gedanken der Schüler über Sterben und ihre persönlichen Gedanken zu den Inhalten der Box. Denn die Boxen wurden mit kleinen Kuscheltieren, gemeinsamen Bildern, Audioaufzeichnungen und kleinen Texten - einfach Sachen, die einem im Leben wichtig sind oder die an die Liebsten gerichtet sind – gefüllt.
„Die Box ist ein schönes Transportmittel, um über Sterben und Tod ins Gespräch zu kommen, aber auch um sich selbst damit auseinander zu setzen und das Thema selbstbestimmt in die Hand zu nehmen“, merkt Andrea Krull, die die Idee zu der Box hatte, an.
Beim Stichwort Selbstbestimmtheit setzt auch der dazugehörige Abschiedsknigge an: ein weiterer Baustein, um Betroffenen mit der Diagnose Krebs oder einer anderen lebensbegrenzenden Erkrankung, die Angst vor Schmerzen, Leid und dem Sterben zu nehmen. „In diesem von uns gemeinsam entwickelten Büchlein finden Sie alles rund das Abschiednehmen; von A wie „Achtsamkeit“ über L wie „Letzte Wünsche“ bis hin zu V wie Versorgungsvollmachten...und vieles mehr!“, erklärt Katharina Kuhlmann-Becker. „Denn wir wollen mit fundierten Informationen Ängste und Sorgen abbauen und einen ehrlichen Austausch zum Thema Sterben ermöglichen – der Knigge befähigt den Betroffenen, aber auch den Angehörigen, handlungsfähig zu bleiben und Dinge selbst in die Hand zu nehmen und einen Abschied selbstbestimmt zu planen und zu gestalten! Die Box hilft zudem auch, Dinge und Formalitäten zu verstehen, sich damit auseinander zu setzten und dabei trotzdem die Erinnerung an sich zu wahren.“
Eine schöne und wichtige Kombination - finden die Partner !
Daher gibt es neben der Lebens-und Informationsbox und dem Abschiedsknigge, einen Workshop zum Thema „Wie geht sterben?“ für alle Interessierten.
Inhalte des Workshops sind: Informationen und Vorträge von Palliativexperten rund um die Themen: Selbstbestimmtes Sterben, Abschied und Hilfen, wenn jemand stirbt, sowie zu dem wichtigen Themen wie: Versorgungsmöglichkeiten und -regelungen; Pflege etc....und vieles mehr!
Infos zum Abschiedsknigge und zu den Workshops bekommen Sie bei K. Kuhlmann-Becker/Diakonie Altholstein unter:
Der Abschiedsknigge kann gerne über die Diakonie Altholstein bezogen/bestellt werden. Bitte schreiben Sie dazu einfach eine Email an die o.g. Emailadresse.
Wie es zu der Idee kam...
Angeregt durch meine eigene Eierstockkrebserkrankung 2013 musste ich mich (leider ?) schon recht früh mit dem Sterben und dem Tod auseinandersetzen…
Ich stellte schon damals fest, dass das Sterben und das Thema Tod große Tabu-Themen sind und das Menschen, nicht über diese Themen sprechen möchten, auch wenn Sie unmittelbar mit Sterbenden oder mit schwer erkrankten Menschen zu tun haben….sogar die sterbenden Menschen selbst, haben große Hemmungen und Ängste sich zu diesem Thema offen und hemmungslos auszutauschen oder sich mit diesen Themen „zielführend“ auseinanderzusetzen.
Zudem, bekam ich selbst schnell den Eindruck, dass ein „qualitativ-hochwertiges Sterben“ in unserer Zeit/unserer Gesellschaft - mit unseren Möglichkeiten leider nicht möglich ist…bzw. wirklich gut durch einem selbst vorbereitet werden muss, wenn man sich einen würdevollen und „angenehmen“ Tod wünscht, auch gerade weil man dabei seine eigenen Familie, Kinder und Zugehörige im Blick hat, die selbst hochemotional durch den/die Erkrankte mit diesem (un) Thema konfrontiert werden…
Ich wünschte mir damals jemanden, der mir alle Fragen - sowohl medizinisch als auch psychosozial - beantwortet, jemanden der mir professionell und zugewandt beim Sterben zur Seite steht und mich UND MEINE Famile umfassend und engmaschig betreut, mich/uns umfassend informiert und empathisch und nachhaltig auf diesem Weg begleitet…
Es war unheimlich mühsam 2013 entsprechende Informationen zu erhalten, Hospiztermine zu vereinbaren, vernünftige und verständliche - und vor allem auf AUGENHÖHE - neutrale und korrekte „Sterbeauskünfte“ von Institutionen/ Netzwerken oder Medizinern zu bekommen…
Rundheraus: Ich war wirklich entsetzt …und: zu dem Ausblick bald sterben zu müssen, zusätzlich tief enttäuscht und gekränkt!
Durch meine ehrenamtliche Arbeit mit schwer erkrankten Frauen mit Eierstockkrebs habe ich inzwischen sehr viele Frauen beim Sterben begleiten dürfen, habe zusätzliche Einblicke in deren Wünsche, Fragen und deren Ängste bekommen und mich gefragt, was ich tun kann, um diese Frauen zu entlasten und sie relativ beruhigt und hochwertig auf ihrer letzten Reise zu begleiten..?
Mir fiel auf, dass die Themen Inormationen, „Abschied nehmen“ und „mein letzter Gruß/letzte Worte an meine Lieben“ immer wieder angesprochen wurden, wenn ich mit Frauen, die im Sterben lagen, sprach.
Ich stellte fest, dass wenn ich einen simplem Schuhkarton mitbrachte und die Frauen anregte diesen mit mir/durch mich - für jemanden Nahestehenden zu befüllen…blühten diese Frauen auf…Gespräche über das eigene Leben kamen in Gang…Austausch über die Themen Sterben, Tod und Abschied verloren plötzlich ihren Schrecken, denn die sterbenden Frauen hatten plötzlich eine Perspektive noch etwas Schönes im letzten Moment zu tun/zu erleben und natürlich für ihre Liebesten zu hinterlassen…
Da war sie : Die Idee der Lebensbox inklusive des Abschiedsknigge waren geboren !
Ich suchte mir eine wunderbare, professionelle, zugewandte und weltoffene Partnerin für diese Projektidee und fand sie in Katharina Kuhlmann-Becker, SAPV Koordinatorin der Diakonie Altholstein, die sofort mit mir darüber in ein tiefes Gespräch ging und verstehen wollte, welche Botschaft und welches Statement wir zusammen mit dieser Box in die Welt tragen könnten..
Ich bin dankbar, dass ich mich nach sechs Jahren nun endlich angemessen, tabulos und zielführend mit jemanden über das Sterben und den Tod austauschen konnte und kann und nun UNSERE LebensBox ihren Weg in das Leben findet.
Ich freue mich sehr , wenn Sie unsere Lebensbox nutzen, sie befüllen und dekorieren, um nahen Menschen über ihr Leben zu erzählen, Wünsche und Gefühle artikulieren und durch die individuelle Gestaltung der Box - in eine Handlung kommen - die Sie nachgewiesenermaßen entlastet!
Die zusammen gestelltenen Materialien/Infobroschüren und der Abschiedsknigge in der Box sind mit Sorgfalt und sehr viel Umsicht ausgesucht und entwickelt worden und sollen Ihnen und Ihren Angehörigen als erste Hilfe und Begleiter dienen, um sich mit dem Thema Sterben und Tod behutsam auseinanderszusetzen und sich über Ihre Möglichkeiten zu diesen Themen zu informieren.
Jederzeit stehen wir Ihnen mit dem Verein GynKD und dem Netzwerk der Diakonie Altholstein offen und tabulos für Ihre Fragen und Wünsche zum Thema Sterben, Tod, Hilfen und Begleitung zur Verfügung.
Seien sie versichert, dass wir für Sie da sind, denn wir möchten nachhaltig etwas zu diesem Thema verändern!
Denn: Zusammen viel erreichen!
In diesem Sinne, mit herzlichsten Grüßen
Andrea Krull